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Gute Nacht, ihr Leut‘

Liebe Gemeinde!
In diesen Zeiten ist es still geworden, auch musikalisch: Mit der Absage der Gottesdienste schweigen auch unsere Orgeln sonntags um 10 Uhr und die Probenarbeit unserer Ensembles und Chöre muss pausieren. Das hinzunehmen fällt meinen nebenamtlichen Kollegen*innen, den Chormitgliedern und mir persönlich nicht leicht, v.a. weil die Chorproben neben dem musikalischen Inhalt immer auch ein soziales Ereignis für uns sind.
Was macht ein Kantor also in diesen Tagen?
Nun, ich möchte Ihnen sagen, dass ich mich zum Glück nicht über zu wenig Arbeit beschweren kann. Vieles hat sich in den letzten Monaten angesammelt, das abzuarbeiten ist. Stapelweise Fachliteratur freut sich darauf, studiert zu werden, und auch zum Orgelüben ist mal wieder Zeit. Unsere Kirchen sind ja nach wie vor geöffnet, kommen Sie also gerne zum Zuhören vorbei!
Jeden Abend um 19 Uhr spiele ich im Garten der Erlöserkirche ein, zwei Abendchoräle auf der Trompete, in jedem Fall „Der Mond ist aufgegangen“. Ich nehme damit an der EKD-Aktion Balkonsingen teil. Vielleicht haben Sie mich ja schon einmal spielen gehört? Dann singen Sie beim nächsten Mal doch mit!
Mit meinen Chören bleibe ich per Mail oder Telefon in engem Kontakt und versuche, sie mit Hörbeispielen, Noten im PDF-Format oder virtuellen Chorproben „in Form“ zu halten, auch wenn das unsere regelmäßigen Proben, v.a. über einen längeren Zeitraum in keiner Form ersetzen kann.
Für den „Chor an der Erlöserkirche“ hat sich erfreulicherweise unser Facebook-Auftritt zu einer regen Austauschplattform entwickelt, v.a. nach der tragisch-kurzfristigen Absage unseres Konzerts „Chormusik zur Passion“ am 14. März, auf das wir uns gerade in den letzten Wochen so intensiv vorbereitet hatten.
An dieser Stelle möchte ich auch allen Musikerkollegen*innen danken, die für das Konzert engagiert waren und auf ihr Honorar verzichtet haben. Viele von ihnen sind auf derartige Konzert-Verdienste angewiesen und stehen nun vor einer ungewissen finanziellen Zukunft. Vielen Dank ebenfalls an die Orgelbaufirma Linder aus Nußdorf, die für ihre Truhenorgel, die schon geliefert war und in der Erlöserkirche stand, keine Leihgebühr erhoben hat. So blieb das Konzert zumindest finanziell folgenlos für unsere Kirchengemeinde.
Falls Sie auch der Facebook-Community angehören, werden Sie doch unser Fan.
Was nichtsdestotrotz schwer wiegt, ist die Unwägbarkeit dieser Tage: Wie lange wird dieser Zustand der Ausgangsbeschränkungen noch notwendig sein? Wann werden wir die Probenarbeit wieder aufnehmen können? Welche Konzerte sind vielleicht auch nach dem 19. April noch abzusagen bzw. mangels Vorbereitungszeit nicht zu halten? Wie soll man sich die Osterfeiertage ohne Gottesdienste vorstellen? – Diese Fragen bekomme ich jeden Tag x-mal gestellt und stelle sie mir selbst. Das ist sehr quälend. Auch Sie werden sich mit dieser zentralen Frage „Wie lange noch?“ tagtäglich konfrontieren.
So habe ich beschlossen, aus der gegenwärtigen Situation – so schwierig sie auch ist – das Beste zu machen und möchte Ihnen in in unregelmäßigen Abständen Hoffnung mit Musik und Liedern machen.
Was aus einer Blödelei am Klavier zwischen den Proben der zwei Kinderchorgruppen vor einigen Wochen entstanden ist, habe ich nun vollendet und schicke es Ihnen als kleinen Gruß für den nächsten Abend. Auch wenn es eigentlich für Kinder gedacht ist, dürfen auch Sie sich natürlich daran freuen (oder vielleicht sogar mitsingen?). Sie werden merken, zumindest der Kehrvers geht schnell ins Ohr!
Kehrvers
Gute Nacht, ihr Leut‘,
schön war’s wieder heut‘:
Miteinander spielen, lachen
und auch manche Dummheit machen.
Lieber Gott, hab Acht
auf mich heute Nacht
bis der neue Tag erwacht!
1
Was war heute für ein Tag?
Einer, so wie ich ihn mag?
Was auch immer ist geschehen,
lass mich dankbar darauf sehen.
Lass mich freuen schon von neuem auf den neuen Tag!
2
Was gibt’s morgen zu entdecken?
Welche Pläne auszuhecken?
Wie es kommt, so ist es gut,
ich erwart‘ es frohgemut.
Du versprichst es – und so ist es – du wirst bei mir sein.
3
Ruhig möcht‘ ich werden nun
lass mich ganz ohn‘ Sorge ruh’n.
Meine Äuglein schließ ich jetzt,
bitte halt‘ zu guter Letzt
meine Lieben ganz in Frieden fest in deiner Hand.
© Text und Musik: Strube Verlag, München
Die Noten sind im Strube Verlag, München, unter Edition VS 6824/69 erhältlich.
Singen hilft in jedem Fall gegen böse Gedanken und Corona-Angst – nicht nur vor dem Einschlafen!
In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund und behütet!
Ihr Johannes Eppelein
Dekanatskantor
Johannes Eppelein | Stand