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Der Herr bei Abraham und Sara in Mamre

Bild Pfarrerin Claudia Lotz
Pfarrerin Claudia Lotz

Und der Herr erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde.

Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt!
Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.
(1. Buch Mose, Kapitel 18, Verse 1, 2, 9-15, Predigttext für den 4. Advent 2020)

Drei Engel kommen zu Sara und Abraham zu Besuch. Gott spricht aus ihnen. Ein Engel verheißt Abraham und Sara die Geburt eines Sohnes und weil die zwei schon so alt sind, schmunzelt Sara in sich hinein. Sie fühlt sich unbeobachtet, hinter dem Zelteingang und lächelt vor sich hin. „Was weiß der schon“, mag sie sich gedacht haben, „ich bin doch viel zu alt, um noch ein Kind bekommen zu können. Und auch Abraham ist ein alter Mann.“ Sicherlich kommt auch Wehmut auf bei ihr, Erinnerungen an einen tiefen, alten Schmerz. Den Schmerz kein Kind bekommen zu haben als junge Frau. Monate und Jahre des Wartens und Hoffens, immer wieder. Es bleibt schließlich beiden nichts anderes übrig, als es zu akzeptieren, dass für sie kein Nachwuchs vorgesehen ist. Sara also lacht über diese Verheißung.

Sara ist die Erzmutter des Volkes Israel – Erzeltern nennt man Abraham und Sara – und eine Vorfahrin von Maria. Auch Maria wird ein Sohn verheißen, der Immanuel „Gott ist mit uns“, sie ist mindestens so überrascht wie damals Sara: Mutter zu werden ist für beide sehr unwahrscheinlich: die eine ist zu jung, die andere zu alt.

Der Sohn Saras, Isaak, ist der Garant dafür, dass der Bund, den Gott mit Abraham geschlossen hat weiterlebt. Der Sohn Marias, Jesus, ist die Mensch gewordene Bestätigung und Erneuerung des Bundes zwischen Gott und den Menschen.
Wir erinnern, ja wir vergewissern uns an Weihnachten, dass wir Gottes Bundesgenossen sind. Wir gehören zusammen. Gott und Mensch. Schwer vorstellbar – und doch ist es wahr.

Manchmal denke ich mir, Gott schüttelt ein bisschen verwundert mit dem Kopf, weil wir es so schwer glauben können – „Jetzt war ich doch erst mitten unter ihnen, vor 2000 Jahren, das können wir doch jetzt nicht alle paar 100 Jahre wiederholen!“, ja für Gott ist das klar, er sieht und versteht ja auch wie alles mit allem zusammenhängt. Für uns bleibt immer ein bisschen eine Rest-Unsicherheit: stimmt das wirklich? Weil wir nicht alles ganz klar sehen und verstehen können, müssen wir mit dieser Rest-Unsicherheit leben, man nennt es auch „Zweifel“. Aber das ist nichts Schlimmes, es ist normal. Mir sind so ganz 100%e manchmal eher ein bisschen unheimlich. Um gar keinen Zweifel zu haben, muss man schon auch viele Fragen ausblenden.

Sara und Abraham: Land war ihnen verheißen, Nachkommen so zahlreich wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer, Reichtum und Segen.
Abraham wird Landbesitzer, ja, aber erstmal nicht des ganzen Landes Kanaan, sondern nur von einem ganz kleinen, traurigen Stück: der Höhle Machpela beim Hain von Mamre, der Grabstätte seiner Frau Sara.
Und die Erfüllung der Verheißung von Nachkommen ist auch erstmal eher skurril: 100 und 90 Jahre alt sind Sara und Abraham bei der Verheißung, so wird es erzählt.
Den Reichtum erwirtschaftet Abraham sich, indem er in Ägypten, wohin er vor einer Hungersnot floh, Sara als seine Schwester ausgibt, damit er nicht als Ehemann der schöne Frau aus dem Weg geräumt wird. Und so wird seine vermeintliche Schwester Sara die Haremsdame des Pharao, was Abraham einiges an Wohlstand einbringt. Als der Schwindel auffliegt, werden beide als reiches Ehepaar nach Kanaan zurückgeschickt. Abraham hat dafür allerdings den Nachkommen aufs Spiel gesetzt, also riskiert, dass Saras Sohn gar nicht sein eigener Nachkomme, sondern der des ägyptischen Königs ist.

Und Abraham? Bei der Verheißung des Sohnes? Da wirft er sich zwar demütig vor Gott nieder, aber auch er lacht angesichts der Unwahrscheinlichkeit, dass er wirklich noch Vater werden soll (1. Buch Mose, Kapitel 17, Vers 17).
All diese Erzählungen laufen darauf hinaus, dass Abraham und Sara Gottes Ansagen nicht so ganz ernst nehmen, ja belächeln. Und trotzdem: Sara und Abraham bleiben ihrem Gott immer treu. Auch wenn sie mit ihrem eigenen Verstand nicht immer an das glauben können, was er ihnen sagt und verheißt. Dass Gott auch wirklich etwas davon erfüllt ist nicht die Bedingung dafür, dass sie glauben. Ihre Verbindung zu Gott ist unverbrüchlich, auch wenn sie es ziemlich seltsam finden, was er verheißt, oder wie in diesem Fall: amüsant.

Und dann geschieht es aber eben doch, das völlig Unerwartete und Unwahrscheinliche. Sara und Abraham werden Eltern. Genauso unwahrscheinlich ist, was Maria erlebt: Maria wird die Mutter Jesu. Und Gott wird Mensch. Nur noch wenige Tage, und wir feiern den Geburtstag dessen, der zu uns gekommen ist, damit wir es glauben können, dass wir Erlöste und Befreite sind.

Frohe Weihnachten wünscht Ihnen
ihre Pfarrerin Claudia Lotz

gerne auch als Audioversion…

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