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Gedanken zum Sonntag Judika
An diesem Sonntag ist der fünfte Sonntag der Passionszeit. Sein Name „Judika“ ist der Anfang von Psalm 43 : „Gott, schaffe mir recht.“ Wenn ich weiterlese, stoße ich auf diesen Satz: Was betrübst du dich meine Seele und bist so unruhig in mir?
Diese Worte geben ganz gut meine und manch anderer Leute Stimmung in diesen Tagen wieder: Hin und hergerissen zwischen den Versuchen sein Leben möglichst normal weiter zu führen und dem Erschrecken vor immer kürzeren Zeitabständen, in denen sich die Pandemie ausbreitet und ihre Opfer weltweit fordert.
Ich habe mir auch eine Schutzmaske besorgt, vor allem, um andere zu schützen – falls ich inzwischen ganz infiziert sein sollte ohne die Symptome zu spüren, wozu alle wissenschaftlichen Hygieniker auch sehr raten (inzwischen sind schon kreative Nähanleitungen im Umlauf mit hübschen Designs…).
Diese Woche hat der Bundestag in schwindelerregender Höhe Soforthilfen beschlossen und noch höhere Kreditbürgschaften übernommen. Das beruhigt und ist sicher richtig. Und doch gehen mir Gedanken im Kopf herum wie: Was ist wenn… Wenn es zum Beispiel nicht drei, sondern sechs Monate oder noch länger dauert bis die Pandemie abflaut? Was ist, wenn ich selber oder Menschen in meiner nahen Umgebung mit schweren Symptomen erkranken? Wenn in der nächsten Umgebung erste Trauerfälle entstehen?
Viele Menschen habe solche Fragen. Die Telefonseelsorge wird überrannt. Inzwischen übernehmen neben den vielen Ehrenamtlichen auch Pfarrerinnen und Pfarrer diesen wichtigen Dienst wahr, damit alle Schichten rund um die Uhr besetzt sind.
Telefonnummer der Telefonseelsorge 0800 111 0 111
Zurück zum Predigttext: Wirkt die Frage „Was betrübst du dich meine Seele und bist so unruhig in mir?“ auf den ersten Blick in Tagen wie diesen nicht ein wenig künstlich oder etwas rhetorisch? Aus der Antwort des Psalmdichters schöpfe ich Zuversicht: Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichtes Hilfe und mein Gott ist…und ich dir, Gott, auf der Harfe danke. Zuversicht im Wissen „ja es wird noch sehr viel mehr Opfer geben als bisher, möglicherweise gehören ich oder meine Lieben dazu…“ Zuversicht, wenn ich von wirtschaftlichen Existenzvernichtungen höre, Zuversicht, wenn eine riesige Weltwirtschaftskrise vorhergesagt wird und wieder Nazis oder andere Gewaltherrscher die Macht übernehmen könnten…
Mache ich es mir da nicht zu einfach die Zuversicht gleichsam herbei zu schreiben? Ja, vielleicht bin ich naiv, doch es ist meine feste Überzeugung: Es gibt einen realen Grund für Zuversicht gegen die Angst! Im Kontext des Predigttextes für diesen Sonntag lese ich: Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in alle Ewigkeit! (Brief an die Hebräer, Kapitel 13, Vers 8). Das ist der Grund des Glaubens, das ist die Begründung für Zuversicht, das gibt Halt.
Im Predigttext von diesem Sonntag finde ich noch etwas davon, was in diesen Tagen viel öfter als in normalen Zeiten passiert: Vergesst nicht, Gutes zu tun und mit anderen zu teilen. Das sind die Opfer, an denen Gott Gefallen hat.
Ich höre von Nachbarn, die älteren Leuten oder Patienten Lebensmittel und Blumen vor die Tür legen.
Ich höre von Menschen, die wieder miteinander reden, ich erlebe überhaupt, dass viel miteinander geredet wird in jeglicher Form. Manche vereinbaren dabei, das „C-Thema“ mal für zwei Stunden bewusst wegzulassen… Es tut mir gut nicht zu viele Nachrichten und Reportagen und Interviews zum „C-Thema“ zu sehen und zu hören! Oft wird ja nur eine große Ratlosigkeit wortreich zum Ausdruck gebracht, und wer weiß, ob die vielen Zahlen aus allen Ländern der Erde so richtig sind?
Wir wollen uns mit unserem Beten und Singen zu ihm bekennen und ihn preisen heißt es weiter im Hebräerbrief. Das ist ein gutes Motto für diese unwirkliche Zeit. Es ist keine weltfremde romantische Verdrängung harter Fakten! Es ist eine Haltung mit den Fakten und Vermutungen und Stimmungen im eigenen Leben in der Umgebung und weltweit umzugehen.
Ich schließe mit dem Wunsch des Hebräerbriefes: Gott schaffe in uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt. Ihm gehört die Herrlichkeit für alle Ewigkeit! Amem
Ihr Pfarrer Michael Markus
Gerne können Sie die Predigt auch anhören…
Bernd Vierthaler | Stand