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Pfingsten ist Suchen und Finden

Dagmar Häfner-Becker
Dagmar Häfner-Becker

In dem Büchlein „Psalmen mit modernen Versen“ von SAID, die mich immer wieder zum Hinterfragen und zu neuen Perspektiven zwingen, schreibt er die folgenden Zeilen:

herr
ich suche dich
mach dass diese suche nie aufhört
siehe
sie bedrängen mich von allen seiten
die gottesbesitzer
doch befragen sie nie ihren gott
denn sie fürchten seine antwortlosigkeit
ich aber vertraue meinem gebet
dem alten brandstifter
der auf der suche nach einer neuen behausung
die alten häuser verrät

(Aus: Psalmen, SAID, München 2007, 4. Auflage, Seite 92)

Diese Suche nach Gott ist für mich Grundlage der Pfingstgeschichte.

Da sind die unzähligen Menschen, die zu einem religiösen Fest nach Jerusalem kommen. Viele von ihnen sind wahrscheinlich auf die je ihre Weise auf der Suche nach Gott. Da sind die Jüngerinnen und Jünger, die sich ängstlich im verriegelten Haus verstecken und darauf warten, dass Gott sie berührt.

In dieses Verlangen und in diese Suche hinein werden die Jüngerinnen und Jünger vom Heiligen Geist erfüllt. Sie brechen auf, beginnen zu reden und viele Menschen in den Straßen zu begeistern. Sie spüren Gott in sich und zugleich geht ihre Suche nach ihm ihr Leben lang weiter. Im Gespräch mit Menschen verändert sich ihr Glaube und ihr Gottesbild, ebenso wie mit all den Erfahrungen, die sie noch sammeln werden. Zugleich befinden sich in den Straßen Jerusalems bei dem Fest viele Menschen, die mit Unverständnis reagieren.

Vielleicht sind sie die Gottesbesitzer. Sie können es schwer ertragen, dass die Antwort Gottes für uns manchmal wie Antwortlosigkeit erscheint. Es ist oft nicht in Worte zu fassen, was Gott meint und wie er wirkt. Aber gerade in diesem Widerspruch oder dieser Offenheit liegt für mich auch immer wieder die Gotteserfahrung.
Der Heilige Geist erfüllt uns unvermittelt. Er sagt uns nicht, wer er ist, wie Gott aussieht oder was Gott gerade denkt. Er lässt aber alle Scheu von uns abfallen und gibt uns den Mut, den Mund aufzumachen und zu reden, ohne dass wir Gewissheit haben. Dadurch wird Gott hörbar. Indem wir über ihn sprechen, uns über ihn austauschen und ihn so immerfort suchen, wird er erfahrbar, erkennbar und Teil unseres Lebens. So findet die Suche ein Etappenziel und beginnt gleich wieder von Neuem.

Lassen Sie uns an diesem Pfingstfest und an jedem Tag Gott suchen, uns immer wieder vom Heiligen Geist erfüllen und begeistern.
Lassen sie uns so den Mut zum Reden zugesprochen bekommen, damit wir im Geist Gottes sprechen und von Gott erzählen, der nicht greifbar ist und größer als alles, was wir in Worte fassen können.

Frohe Pfingsten!
Ihre Dekanin Dagmar Häfner-Becker

Gerne können Sie diese Andacht auch anhören…

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