Evang.-Luth. Kirche Rosenheim

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Herzlich lieb hab ich dich, oh Herr!

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So schön der Text des Liedes von Martin Schalling von 1569 auch ist, gefühlt hört man diese Worte immer seltener. Vor allem, wenn man sich bewusst macht, dass man „oh Herr“ ja mit jedem beliebigen Menschen ersetzen könnte. Leider gehört es mittlerweile zum Alltag, dass man sich mit Hassbotschaften konfrontiert sieht, nur, weil man z.B. beim Fußball einen Elfmeter verschossen hat oder weil man auf die lustige Idee kam, „Student*innenfutter“ anzubieten.

Quasi das Gegenteil durfte ich vor ein paar Wochen erleben.
Ich wurde Zeuge einer gleichwohl wundervollen und inspirierenden Liebeserklärung: Wir waren zur Hochzeit von guten Freunden eingeladen. Ein ganzer Tag, wo sich alles um die Liebe dreht. Im Gottesdienst wurden verschiedene Formen der Liebe thematisiert. Die Liebe zwischen Gott und den Menschen oder die Agape, die Nächstenliebe. Natürlich auch die romantische, die Eros-Liebe. Diese wurde dann auch gelebt durch die Erklärungen des Brautpaares. Mit schönen Worten, äußerten sie den großen Respekt und die tiefen Gefühle, die sie gegenseitig hegen und pflegen. Und wie das bei Hochzeiten so ist, man wünscht den beiden von Herzen, dass es ihnen gelingt, diese Gefühle lange zu pflegen. Doch die Liebeserklärung, die so wunderbar war, kam weder vom Bräutigam, noch von der Braut.
Später am Abend, zum Essen, ergriffen dann die üblichen Verdächtigen das Mikrofon. Die Eltern des Paares gönnten uns lustige Anekdoten und ließen uns an Ihrer Liebe zu ihren Kindern teilhaben. Aber auch diese Worte waren es nicht.

Ein kurzer Exkurs in die Bibel, wo wir noch eine Form der Liebe finden. In 2. Samuel Kapitel 1, Vers 26 heißt es: Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonatan, ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt; deine Liebe ist mir wundersamer gewesen, als Frauenliebe ist.

Es handelt sich um die Philia-Liebe, die Freundesliebe. Und so gehörte der große Augenblick dieses Tages für mich dem Trauzeugen. Der langjährige und sehr enge Freund des Bräutigams erklärte mit launigen Worten der Braut, warum sie mit ihrem Mann die richtige Entscheidung getroffen hat. Und zum Ende seiner Rede hatte er den Mut, seine freundschaftlichen Gefühle für eben diesen Mann auch auszusprechen. Er beendete seine Lobeshymne auf einen emotional leicht überforderten Bräutigam mit den Worten: Ich liebe dich.

Mir ist der Moment noch so präsent, weil wir eben in einer Zeit leben, in der sich Menschen scheinbar leichter tun, andere zu beleidigen, anstatt besonderen Menschen gegenüber ihre positiven Gefühle zu äußern. Und deshalb möchte ich diesen inspirierenden Moment mit ihnen teilen, sie an dieser Stelle ermutigen, wenn sie jemanden richtig Lieb haben – Partner, Partnerin, aber eben auch guten Freund, gute Freundin – so sagen sie das diesen Menschen. Gerne auch öfter.

Herzlich lieb hab ich dich, liebe*r Leser*in!

Ihr Diakon Philipp Roth

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