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Sind Blockflöten systemrelevant?

eine Flöte

Vielleicht haben Sie uns schon einmal gehört, etwa wenn Sie sich an einem Donnerstagabend dem Gemeindehaus der Erlöserkirche näherten. Da klingt es hoch und tief, einstimmig, vielstimmig, langsam und schnell, mit und ohne Gesang – zwei Stunden lang bis zum Anschlag! Ja, Sie müssen uns gehört haben, denn wir spielen fast immer bei offenem Fenster, sozusagen das Lüftungsgebot der Coronazeit vorwegnehmend.
Als hätten wir’s geahnt..

Doch was dann kam, das hat sich vorher keiner vorstellen können: das plötzliche totale Aus – keine Präsenzveranstaltungen in kirchlichen Räumen mehr und keine Gottesdienste. Statt dessen Shutdowns im ganzen Land, Verbote von Freizeitveranstaltungen jeder Art, Homeoffice, Homeschooling und vieles andere. Ein bis dahin unbekanntes Virus bedrohte die ganze Menschheit, bedroht sie immer noch, nun schon fast zwei Jahre!

Ich muss Ihnen nichts erklären. Sie kennen das alles und leiden wahrscheinlich bis heute darunter. Warum hätte es uns also besser ergehen sollen als allen anderen auch? Es gibt ja schließlich Wichtigeres im Leben als Blockflötenmusik.
Könnte man sagen. Aber so funktioniert das nicht. Uns fehlte etwas, das uns wichtig geworden war. Nun waren Ideen gefragt. Ich begann also wieder verstärkt Blockflöte zu üben. Das schadet nie.
Auch schickte ich meinen Konsortlerinnen Noten, um sie zum Solospiel anzuregen. Dazu schrieb ich regelmäßig E-Mails – und bekam nette Antworten. Was ich da alles erfuhr!

eine Flöte eine Flöte eine Flöte eine Flöte Später wagte ich es, mein eigenes Blockflötenspiel aufzunehmen, etwa um meinen Damen ihre Einzelstimme als Audiodatei zu senden – eine willkommene Herausforderung für mich!
Richtig schön wurde es dann für uns, als Johannes Eppelein begann, jeden Abend vor der Erlöserkirche Abendlieder zu spielen. Hier trafen wir uns ab und zu, sangen Lieder aus dem Gesangbuch zum Trompetenton unseres Kantors und konnten uns hinterher wenigstens ein wenig unterhalten. Da fühlten wir uns gut aufgehoben. Für mich war das damals wie eine Initialzündung. In schwerer Zeit sich nicht zu verstecken, sondern einfach da zu sein, dem Virus sozusagen die Stirn
zu bieten.

Gottesdienste gab es dann ab Mai 2020. Zwei von uns wurden bald danach einmal gebeten, einen Gottesdienst in der Versöhnungskirche musikalisch zu begleiten. Zwei Blockflöten plus Gitarre in Zusammenarbeit mit Pfarrer Markus. Das war unser ‚Einstand‘ nach langer Zeit der Abstinenz. Wir fühlten uns glücklich, und ja, wir fühlten uns auch relevant. Wir konnten den armen, vermummten Gestalten im Kirchenraum eine Freude bereiten!

In der Folgezeit wurden wir dann regelmäßig für Gottesdienste in der Apostelkirche angefragt. Ich danke in diesem Zusammenhang Ehepaar Markus von ganzem Herzen, dass ihr uns damals quasi in Asyl genommen habt! Man muss sich das so vorstellen: Jede von uns übte ihre Stimme zu Hause für sich allein, danach einzeln bei mir zu Hause, um nur ja nicht die geltenden Coronavorschriften zu verletzen. Nach einer einzigen darauf folgenden gemeinsamen Probe mussten die Stücke im Gottesdienst klappen. Es war herausfordernd und spannend. Für uns war es jedesmal ein Fest und – wie ich höre – für die Kirchenbesucher auch. Sogar in den Exerzitien der Apostelkirche waren wir dabei, nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich – für manche von uns eine ganz neue Erfahrung!

Mittlerweile sind wir alle geimpft und haben inzwischen schon in allen drei Rosenheimer Kirchen gespielt. Besondere Freude macht es uns immer, mit der jeweils Dienst habenden Organistin bzw. dem Organisten zusammen zu musizieren. Danke für euren Einsatz und eure Spielfreude!

eine Flöte eine Flöte eine Flöte eine Flöte Sind wir nun systemrelevant oder nicht? Sollte man überhaupt so fragen?
„Ja!“, sage ich natürlich, denn wir sind ein – wenn auch kleiner – Teil der Kirchenmusik. Und Kirchenmusik ist bekanntlich relevant in der Kirche. Die Kirche selbst ist systemrelevant, was denn sonst. Sie ist da für die Menschen und gibt ihnen Halt – sehr vereinfachend gesagt.
„Ja!“, sage ich zum zweiten Mal, denn wir machen uns gegenseitig Mut und werden so vielleicht vor einer Corona-Depression bewahrt.
„Ja!“, sage ich noch einmal, denn wir erfreuen Menschen mit unserer Musik. Ist das etwa nichts?

Ich selber empfinde eine ehrliche Freude, wenn wir in so manchem Gottesdienst schöne Musik machen können – im Schatten unseres großartigen Dekanatskantors Johannes Eppelein. ‚Schatten‘ im Sinn von ‚Vorbild‘! Schade, dass er uns nun verlässt!

Was durch die Pandemie und ihre jüngste Variante noch alles auf uns zukommt: Wir werden’s – nun ja – gelassen erwarten. Weihnachten naht mit all seiner Freude, seinem Trost und seiner Zuversicht!
So wünsche ich uns allen ein frohes, gesegnetes Weihnachtsfest!

Monika Cottrell
Leitung Blockflötenconsort

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