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Weihnachten 2021 – worauf wir uns freuen!

Liebe Leserin, lieber Leser,
was erwarten wir dieses Jahr von Weihnachten, dem Fest der Geburt Christi? Worauf freuen wir uns und was werden wir fröhlich feiern?
Weihnachtssoziologie. Dazu habe ich habe vor einiger Zeit eine interessante Studie gelesen. Die ist nicht neu, schon vor einigen Jahren haben sich Studentinnen der Frankfurter Uni verschiedene Frage gestellt rund um Weihnachten, die Rituale, die Bedeutung von Kindern in der Familie an Weihnachten, das Festhalten an Ritualen, obwohl die Bedeutung dessen, was man da tut, längst schon im Nebel der Geschichte verschwunden ist.
- Kinder! Man könnte sagen, Weihnachten ist das Fest der Kinder. Junge Paare ohne Kinder feiern meist recht ritualfrei Weihnachten oder sind selbst noch vor allem passiv Empfangende bei den Weihnachtsfeierlichkeiten, weil sie in ihre Herkunftsfamilien zurückkehren und sich dort um nicht viel kümmern müssen. Das ändert sich schlagartig, wenn eigene Kinder da sind, denen man ein Weihnachtsfest bieten möchte, wie man es selbst als Kind erlebt hat.
- Die Macht über das Weihnachtsfest ist meist weiblich. Selten funktionieren die traditionellen Rollenaufteilungen noch so durchschlagend, wie an Weihnachten – bei den meisten, natürlich nicht bei allen. Backen, Deko, Kochen, Geschenke besorgen: sie. Baum holen, Lichterkette am Dach montieren: er.
- Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Man kann sich der Allgegenwart von Weihnachten schlichtweg nicht entziehen. Entweder macht man mit, oder man ist in ständigen Erklärungsnöten, warum man keinen Baum hat, keinen Adventskranz, warum man keine Kekse bäckt und sich nicht auf einen Glühwein treffen möchte.
Auch überzeugte Atheisten und skeptische Agnostiker feiern Weihnachten und tun all das, was man in der Vorweihnachtszeit macht, ohne mit der Wimper zu zucken. Warum? Einerseits geht es um die Familie: Zeit miteinander zu verbringen, das kommt sonst oft zu kurz, an Weihnachten will man sich diese Zeit nehmen. Und hier kommt jetzt die Theologie ins Spiel. Die Soziologie des Weihnachtsfestes ist sehr spannend, ohne Frage, aber das ist noch keine befriedigende Antwort auf die Frage, warum wir feiern.
Warum also? Suchen wir die Gemeinschaft, erwarten Sie von „Kirchens“ ein Update in Sachen christlicher Werte, bedingungslose Nächstenliebe und wie das aussieht in unserer Gesellschaft?
Ich bin mir sicher: Es ist etwas, was in uns ist: die Sehnsucht nach dem Himmel. Wir sind spirituelle Wesen und machen die Erfahrung, dass es etwas gibt, was transzendent ist und sich nicht bis ins Letzte von uns erklären lässt, das religiöse Gefühl. Religion kommt von innen. Ebenso wenig wie sich die Existenz Gottes mit den Mitteln der Wissenschaft beweisen lässt, kann man eine schlüssige verstandesmäßige Erklärung darüber abgeben, warum Menschen religiös sind. Aber warum wir Weihnachten feiern, das halte ich für erklärbar: Wir wollen ein Stück vom Himmel! A touch of the heavens, einen Hauch der Himmel. Wir wollen es spüren, dass es wahr ist, mit allen Sinnen greifen. Es gibt Menschen, die uns dieses Gefühl geben können, es gibt Erlebnisse (Sport, Musik, Gesellschaft, Kunst), die uns den Himmel auf Erden bringen. Und es gibt Weihnachten. Hier sammelt sich die uns allen gemeinsame Sehnsucht nach ein bisschen Himmel auf Erden. Die Botschaft, die uns dieser Tag sagen will ist so einfach! Und gleichzeitig so unfassbar schwer.
Was sagt uns dieser Gott, der als Baby auf die Erde kommt und uns dann vorlebt, wie der Himmel auf Erden geht: Liebe! Ich liebe euch. Liebt ihr euch auch, euch selbst und alle anderen. So einfach. Ja. Und so unfassbar schwer. Selbstliebe. Schwieriges Thema. Alle anderen. Das sind nämlich wirklich und tatsächlich alle. Alle anderen 7,75 Milliarden Menschen auf der Welt von denen jeder einzelne von Gott gewollt und geliebt ist. 7,75 Milliarden ist etwas abstrakt. Aber es reicht ja bei den meisten von uns schon, sich in der Familie und im Freundeskreis umzusehen, um an die Grenzen der Liebesfähigkeit zu kommen.
Und genau das, wollen wir an Weihnachten einmal wagen, wir wollen in diesen Tagen den Himmel auf Erden spüren und eine Ahnung davon bekommen, wie die Welt und das Leben von Gott her gedacht ist: voller Liebe und Freude. So einfach. Gottes Erscheinen in der Welt hat uns diesen Himmel auf die Erde gebracht und nur das ist es, was zu Weihnachten zählt. Alles andere haben wir dann 14 Tage später wieder: Auf Weihnachten gehen wir sehnsuchtsvoll zu und wir freuen uns und werden so richtig feiern. Feiern, dass uns der Himmel berührt.
Schöne letzte Adventstage, fröhliche Feiertage und ein gesegnetes neues Jahr wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Claudia Huber
Claudia Huber | Stand