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Die Macht des Wortes – „Im Anfang war das Wort“

Dekanin Hanna Wirth
Dekanin Hanna Wirth

Oft haben wir alle diesen Satz aus dem Johannes-Evangelium (Kapitel 1, Vers 1-2) gehört oder gelesen.
Worte spielen für uns Christen von Anfang an eine große Rolle. Die Bedeutung dieses Halbsatzes wird aber erst klar, wenn man den zweiten Teil beachtet. Da heißt es nämlich “und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort”.
Die ganze Schöpfung hat Gott durch das Wort gewirkt: Er spricht und wie er es sagt, so geschieht es. Zum Beispiel: Und Gott sprach “Es werde Licht!” und es ward Licht. (Genisis 1, Vers 3) Bei Jesus finden wir das wieder: In seiner Taufe erklärt Gott durch sein Wort Jesus zum “geliebten Sohn” (Matthäus 3, Vers 17) und Jesus selbst heilt Menschen durch sein Wort, ob es seine Versuchungserfahrung war, die er mit Worten Gottes bestand oder die Heilung des Gelähmten (Matthäus 9, Vers 1-7), in der seine Worte den Gelähmten auf die Beine brachten. Wenn die Bibel die Macht des Wortes eindeutig Gott zuordnet, heißt das für uns, dass wir uns auch der Wirkung der Worte bewusst sein müssen.
Im Johannesprolog heißt es weiter: “Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns”; da ergibt sich für mich eine ganz eigene Gedankenkette. Gottes Wort ist die Grundlage für unser christliches, von Jesus geprägtes Handeln. Unser Handeln besteht aus Taten und Worten.

Dekanin Hanna Wirth

Ich bin nicht der Meinung von Erich Kästner, der sagte “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.” Ich lerne aus den Worten der Bibel, dass Worte nicht geringer sind. Ja, bisweilen haben sie eine viel stärkere Wirkung. Wir haben somit, um den Willen Gottes zum Ausdruck zu bringen, nicht nur eine Verantwortung für unser Tun, sondern in besonderer Weise auch für unser Reden, für unsere Worte. Schon in ganz irdischen zwischenmenschlichen Angelegenheiten können Worte machtlos oder “Schall und Rauch” sein.

Die Erfahrung lehrt, dass Worte aber auch genau das Gegenteil sein können. Sie können beleidigen, verletzen und sogar töten. Wie gehen wir also mit unseren Worten und der daraus resultierenden Verantwortung um? Bedenken wir die Folgen von dem, was wir sagen, bevor wir die Worte aussprechen oder ist die Zunge schneller als Kopf und Herz? Ein einmal ausgesprochenes Wort ist in der Welt und kann nicht mehr zurückgenommen werden. Wir tragen dafür die Verantwortung. Es geht aber auch nicht darum, aus Angst, etwas falsch zu machen, einfach zu schweigen, zum Beispiel angesichts des aktuellen Flüchtlings-Themas. Das ist kein verantwortlicher Umgang mit dem Wort. Ganz im Gegenteil. Das Wort ist eine Gabe, die uns gegeben ist. Sprechen lernt man durch Hören.

Christlich sprechen lernen wir auch durch Hören, durch das Hören auf die Worte der Bibel, um zu erkennen, wofür unsere Worte nutzen sollen: für gottgefälliges, menschenwürdiges und freiheitliches Denken und Reden – Worte die ermutigen, die Türen öffnen, einen Weg weisen können. In diesem Sinne wünsche ich uns allen viele gute Erfahrungen mit der Kraft und der Macht der Worte.

Dekanin Hanna Wirth

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